Sommerhits vertreiben dunkle Wolken

Von unserem Mitarbeiter
Gereon Hoffmann

Würden Sommerhits nicht vom diktatorischen Dudelfunk beschlossen, sondern nach Qualität und guter Stimmung von Hörern gewählt, dann müsste Acoustic Affaire ein Abonnement darauf haben: Fast jedes ihrer Stücke ist Klang gewordene Sonne und Wärme. Bei ihrem Auftritt auf dem Ludwigshafener Lutherplatz hinter dem „Turm 33" zauberten Sängerin Annette Kienzle und die vier Instrumentalisten eine wunderbar entspannte Atmosphäre in die Abenddämmerung. Selbst die paar dunklen Wolken, die erst nach Gewitterstimmung aussahen, konnten dem Charme der Musik nicht wiederstehen und lösten sich in Wohlgefallen auf.

Die Musik, meist aus der Feder des Gitarristen Ralph Blaschke, ist eine Mischung aus Pop-, Latin- und Jazz-Elementen, die von der Band mit sicherem Stilgefühl zu einem spritzigen, fruchtig bunten Cocktail gemischt werden. Hauptzutat ist die hinreißende Stimme von Annette Kienzle, die von samtig-dunklen Tiefen bis zu heller Kopfstimme alle Register mit spielerischer Leichtigkeit beherrscht.

Thomas Hammer kombiniert Schlagzeug und Percussion und gibt damit nicht nur die leichtfüßigen Rhythmen vor, sondern trägt auch mit seinen Sounds viel zum lateinamerikanischem Flair des Gesamtklangs bei. Die bevorzugte Gitarre von Ralph Blaschke hat Nylonsaiten, schlägt er Akkorde, gibt er damit noch einen Schuss Folk zum Cocktail, seine Soli erinnern dann etwas an südländischen Flamenco-Jazz. Genauso gut kann Blaschke aber auch im Fusion-Stil Harmonien ausreizen. All das geht ihm ganz leicht von der Hand und das passt prima zu dem entspannten Groove der Band.

Der Bass von Stefan Engels ist solide und präzise und bewegt sich dabei leicht und beweglich wie ein Tänzer. Den jazzigen Geschmack zum Cocktail gibt Saxophonist Olaf Schönborn dazu. Er entwickelt elegante Linien und baut seine Soli mit Gefühl und ohne Hast auf. Als Dialogpartner der Sängerin greift er Motive auf, antwortet auf sie, oder lässt sich zu neuen Sequenzen inspirieren.

Was an Acoustic Affaire so überzeugend wirkt, ist die ganz enspannte, freundliche Atmosphäre, die ihre Musik unweigerlich erzeugt. Nichts klingt hier angestrengt oder verbissen, die Musiker und die Sängerin haben ihre Freude und das überträgt sich auch auf das Publikum. Die Arrangements sind transparent und einfallsreich, immer gut nachvollziehbar und deshalb enorm eingängig.

Dass schöne Melodien und leichte Rhythmen trotzdem mit hohem musikalischem Anspruch einher gehen können, das stellt die Band mit jedem Stück unter Beweis. Um so locker zu klingen, müssen alle Beteiligten schon über enorm viel Können und Erfahrung verfügen. Wenn dann ein so homogener, ansprechender Sound dabei herauskommt, ist das ein besonderer Genuss. Der Lutherplatz bot dafür auch die richtige Umgebung, der Sound war prima, wären mehr Tische da gewesen, wären die sicher auch besetzt gewesen.

Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ
Regionalausgabe: Ludwigshafener Rundschau
Datum: Dienstag, den 15. Juli 2003
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